Neue Wettlizenzen: Auflagen bewirken Wettbewerbsnachteil

Im Oktober 2020 wurden in Deutschland nach jahrelangem Ringen endlich die ersten, bundesweit gültigen Sportwettenlizenzen auf Basis einer Übergangsregelung ausgestellt. Nur wenige Monate später liegen die ersten Geschäftszahlen von Seiten der Wettanbieter vor, die vor allem eines deutlich machen: Die strengen Auflagen der Glücksspielbehörde bewirkten eine Schieflage und führten zur Wettbewerbsverzerrung.

Lizensierte Marktteilnehmer haben es schwerer

Erstmals durch nackte Zahlen belegt und bekanntgemacht wurde dieses Problem durch den Wettanbieter LeoVegas, der vor wenigen Tagen seinen Bericht für das letzten Quartal 2020 veröffentlich hat. Darin dokumentiert er, dass die Anpassungen seines Produkts an die Vorgaben der deutschen Lizenzbehörde eine deutliche Umsatzeinbuße zur Folge hatten. Unter anderem dürfen vorläufig keine Casino-Angebote mehr geführt werden.

Diese Nachricht kommt wenig überraschend. Von Anfang an dürfte klar gewesen sein, dass Marktteilnehmer, die etwa auf Basis einer maltesischen Glücksspiellizenz operieren, bessergestellt sein würden. Denn die neuen deutschen Lizenzen fallen in eine, von der Behörde als Experimentierphase bezeichnete Übergangszeit, bis im Juli 2021 die – voraussichtlich endgültige – Regelung in Kraft tritt. 


Zu dem Thema äußert sich die Expertin Jytte Theilen von CasinoTest.de wie folgt:

Deutschland ist gerade auf dem besten Wege einen Schwarzmarkt wie in Schweden zu erschaffen. Die neuen Regeln führen zu einem derart unattraktiven Produkt, womit dir Spieler nur sehr wenig Freude haben werden.


Zwar hat das zuständige Regierungspräsidium Darmstadt in einem offenen Brief an die Branche angekündigt, dass nicht in Deutschland konzessionierte Anbieter mit einem Untersagungsverfahren zu rechnen haben. Allerdings bleibt diese Drohung zumindest auf Dauer der Übergangsphase zahnlos.

regierungspräsidium darmstadt

Und selbst danach stellt sich die Frage, ob das letzte Wort tatsächlich schon gesprochen ist. Schließlich löst sich der bekannte Konflikt mit dem EU-Recht, das für den gesamten EU-Raum Dienstleistungsfreiheit vorsieht, dadurch nicht in Luft auf. Weiterhin könnte die maltesische Glücksspiellizenz – zumindest theoretisch – das Eintrittsticket in den deutschen Markt sein.

Warum also überhaupt eine deutsche Lizenz?

Es ist nicht so einfach …

Die Antwort darauf muss wohl lauten, dass sich die Buchmacher nach Rechtssicherheit und damit nach einem ungefährdeten Geschäftsbetrieb in Deutschland sehen. Zugleich ist es ein wichtiges Signal an die Kunden. Denn der Streit der Branche mit den deutschen Behörden könnte mittlerweile Bücher füllen.

Auf Seiten des Staates besteht Interesse, die Bürger vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen, andererseits gibt es den Wunsch nach Liberalisierung. Die Lösung lautet, die Branche unter Aufsicht zu stellen.
eu-recht

Das Problem: Neben der mangelnden Vereinbarkeit mit EU-Recht sind auch der Widerstand einzelner Bundesländer und Interessensparteien einer Regulierung des Glücksspielmarktes immer wieder in die Quere gekommen.

Trotzdem: Nun soll es endlich soweit sein und zumindest die Einigung unter den Ländern steht. Ob sie auch für die Zukunft tragfähig ist, kann letztlich nur die Zeit zeigen. Unter den neuen vorläufigen Lizenznehmern befinden sich übrigens auch Interwetten, Bwin, Ladbrokes, Bet-at-home und, wie zuletzt von uns berichtet, auch Sportwetten.de.

Die wichtigsten Auflagen für deutsche Lizenznehmer

  • Monatliches Spiellimit je Spieler von 1.000 Euro
  • Monatliches Verlustlimit je Spieler von 1.000 Euro
  • Verbot von Casino-Tischspielen und Live Casino Spielen
  • Einsatzlimit (1 Euro) und längere Spieldauer (mind. 5 Sekunden) für Spins